SXSW 2018: Autonomes Fahren verzögert sich

Wer meint, dass wir schon in wenigen Jahren im Alltag die Hände vom Steuer nehmen können, irrt. Das autonome Fahren ist noch weiter entfernt, als viele meinen.

Die Werbung so manchen Autoherstellers mag einem vorgaukeln, dass wir kurz davorstehen, autonom, das heißt ohne Zutun des Fahrers, im Verkehr unterwegs zu sein. Doch auch wenn die Assistenz- und Sicherheitssysteme in den Fahrzeugen immer besser werden, einen unterstützt von Kameras und zahllosen Sensoren auf der Fahrbahn halten, vor Kreuzungsverkehr warnen oder toten Winkeln den Schrecken nehmen - der Weg zum autonomen Fahren ist noch lang. "Bei uns in Indien hält sich niemand an die Verkehrsregeln. Es wird einfach über die Straße gelaufen, es gibt Radfahrer, Tiere und Roller. Wann werden wir autonom fahren können - in zwei bis drei Jahren?", fragt die junge Inderin in der Diskussionsrunde mit zum Thema autonomes Fahren mit Wilko Stark, bei Daimler verantwortlich für Strategie und Produktplanung. Stark hat auf der Bühne des Innovationskongresses South by Southwest in Austin / Texas ebenso keine Antwort wie die drei amerikanischen Experten zwei Stunden vorher im Saal nebenan. Allein die Amerikaner fahren pro Jahr drei Milliarden Meilen mit dem Auto, stehen sieben Milliarden Stunden im Stau und geben rund ein sechstel des eigenen Einkommens nur für das Autofahren aus.

"Das Auto ist unser primäres Fortbewegungsmittel", sagt David Friedman auf dem Podium der SXSW, "selbstfahrende Autos sind für viele eine bezahlbare Fortbewegung ohne Unfälle. Derzeit ist der Fahrer für alles verantwortlich - das wird sich ändern." Der Zeitpunkt, wann Autos autonom über unsere Straßen fahren rückt näher, wird aber noch dauern. "Zunächst wird das nicht in Autos zu finden sein, die man kaufen kann, sondern in Fahrzeugen von Mobilitätsdienstleistungen", erläutert Wilko Stark. Der Grund liege nicht zuletzt in einer Sicherheitszentrale, die alle Fahrten koordiniert und überwacht. Daimler will ein erstes autonomes Fahrzeug im Rahmen seiner verschiedenen Mobilitätsprojekte bis Ende 2020 auf die Straße bringen und folgt damit Firmen wie Waymo oder Ford, die mit ähnliche Testflotten in den USA bereits auf der Straße unterwegs sind und mit Paketlieferdiensten und Carsharing-Angeboten zeitnah in den Kleinserienbetrieb gehen wollen. Bereits im kommenden Monat will der amerikanische Bundesstaat Kalifornien selbstfahrende Autos ohne Lenkräder zu Testzwecken auf den Straßen zulassen. Das lokale Department of Motor Vehicles (DMV) hat jüngst die fehlende Genehmigung erteilt. Im Falle von etwaigen Problemen sollen die Fahrzeuge aus einer Zentrale ferngesteuert werden. Kalifornien ist damit der erste US-Bundesstaat, der autonome Fahrzeuge ohne Lenkrad und Pedale im öffentlichen Straßenverkehr zulässt.

Veröffentlichung:
15. März 2018

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